Das Handelsbilanzdefizit wächst
09.01.2025Beim deutschen Außenhandel mit Produkten der Agrar- und Ernährungswirtschaft zeichnet sich für 2024 ein Rekorddefizit von über 21 Mrd Euro ab. Hiesige Unternehmen verlieren im Export gegenüber wichtigen Wettbewerbern an Boden. Die GEFA fordert deshalb ein Umsteuern in der Förderpolitik, auch personell.
Beim deutschen Außenhandel mit Produkten der Agrar- und Ernährungswirtschaft zeichnet sich für 2024 ein Rekorddefizit von über 21 Mrd. Euro ab. Das hat die German Export Association for Food and Agriproducts (GEFA) am Mittwoch (8.1.) mitgeteilt. Im Zeitraum Januar bis Oktober 2024 standen deutschen Einfuhren in Höhe von 98,5 Mrd. Euro Ausfuhren im Wert von nur 81,1 Mrd. Euro gegenüber. Damit ist laut der GEFA schon jetzt klar, dass sich der langjährige Negativtrend im Agraraußenhandel auch 2024 fortgesetzt hat.
Laut einer ersten GEFA-Hochrechnung für das Gesamtjahr 2024 exportierte die deutsche Agrar- und Ernährungsbranche Erzeugnisse im Wert von 97,5 Mrd. Euro, 1,7 % mehr als im Jahr davor. Hiesige Unternehmen verlieren damit aber gegenüber wichtigen Wettbewerbern an Boden, was das Auslandsgeschäft angeht. Das zeigt laut GEFA auch die Entwicklung der Exportperformance seit dem Vor-Corona-Jahr 2019, bei der die deutsche Agrar- und Ernährungswirtschaft deutlich hinter dem Welt- und EU-Durchschnitt zurückbleibt. "Das kann nicht unser Anspruch sein", stellt GEFA-Sprecher Hartmut Kretschmer deshalb klar. Ein weiteres Zurückfallen dürfe man sich auch mit Blick auf den Beitrag Deutschlands zur Ernährungssicherheit in der Welt nicht zulassen. Notwendig ist deshalb aus Sicht von Kretschmer eine "neue Herangehensweise".
Der GEFA zufolge verdient die Agrar- und Ernährungsbranche inzwischen jeden dritten Euro im Export. Jan-Bernd Stärk, Leiter Export EU-Ost/Drittland bei der GEFA, kritisiert, dass der Standort Deutschland unter zu viel Bürokratie, hohen Energiekosten und politischer Unsicherheit leidet. Hinzu komme eine im Vergleich zu anderen Ländern schwache Exportförderpolitik. Stärk forderte deshalb in dem Pressegespräch eine integrierte Strategie, die die Öffnung und den Erhalt von Absatzmärkten mit der Exportförderung verbindet und, wo erforderlich, auch politisch untermauert, beispielsweise durch die Einsetzung eines Export-Verantwortlichen auf Staatssekretärs-Ebene.
Export Richtung Mercosur marginal
Bei den Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs bleibt Deutschland laut den von der GEFA für 2023 vorgelegten Zahlen mengenmäßig ein Nettoexporteur - der Handelsüberschuss liegt hier bei 0,9 Mio. Tonnen. Für den Zeitraum Januar bis September 2024 stellten Molkereiprodukte die größte Warengruppe, ihr Anteil an den Agrar- und Lebensmittelexporten lag mit 10,6 Mrd. Euro bei 15%. Auf den Plätzen folgten Süßwaren mit 14% und Fleisch und Fleischwaren mit 10%. Die für den Export wichtigste Ländergruppe waren von Januar bis September 2024 die anderen EU-Länder, auf sie entfielen fast drei Viertel der Exporte im Wert von 53,4 Mrd. Euro. Auf dem zweiten Platz folgte der Rest Europas. In die Mercosur-Staaten wurden im gleichen Zeitraum lediglich Agrarprodukte und Lebensmittel im Wert von 200 Mio. Euro exportiert, deutlich weniger als 1% der Gesamtexporte.
Südkorea wieder am Start
Laut der Exportunion für Milchprodukte wurden im Zeitraum Januar bis September vorigen Jahres 1,126 Mio. Tonnen lose Milch und Rahm ins Ausland verkauft; im gleichen Zeitraum 2023 waren es lediglich 1,019 Mio. Tonnen. Zusätzlich wurden in den ersten neun Monaten 455.000 Tonnen abgepackte Milch exportiert, nach 480.000 Tonnen ein Jahr zuvor. Das entspricht unterm Strich einer Steigerung des Absatzes von Milch und Rahm im Ausland um 5%. Auch der Export von Käse hat sich besser entwickelt als im Jahr zuvor. Bis September 2024 wurden 1,099 Mio. Tonnen ins Ausland verkauft, im Vergleichszeitraum lag dieser Wert 28.000 Tonnen niedriger.
German Meat zufolge hat sich der Fleischexport in den ersten zehn Monaten 2024 je nach Fleischart uneinheitlich entwickelt. Bei Geflügelfleisch wurde gegenüber dem gleichen Zeitraum 2023 ein Minus von 6,9% auf 576.145 Tonnen verzeichnet. Bei Rindfleisch ging es um 4,7% auf 264.533 Tonnen nach unten. Umgekehrt erhöhte sich das ins Ausland verkaufte Volumen an Schweinefleisch um 2,5 % auf 1,667 Mio. Tonnen. Das Plus dürfte dabei in erster Linie einem nach ASP-bedingter Sperre wieder offenen südkoreanischen Markt geschuldet sein. AgE