Nachhaltigkeitssiegel geht verloren

11.06.2025

Die deutsche Seelachsfischerei verliert das Nachhaltigkeitssiegel MSC, zumindest vorübergehend. Grund sind eine Standardänderung sowie neue Modelle. So wurde die Mindestbestandsgröße für den Nordsee-Seelachs angehoben. Dies führte dazu, dass die von der EU für 2024 festgelegte Fangquote marginal zu hoch ist. Das Angebot der Fischereien, Quotenanteile nicht zu nutzen, half nichts. Sie beklagen nun, dass sie das Siegel verlieren, obwohl sie sauber und nachhaltig arbeiten.

Die deutsche Seelachsfischerei verliert - zumindest vorübergehend - das Nachhaltigkeitssiegel des Marine Stewardship Council (MSC). Dieses soll dem Käufer garantieren, dass die betreffenden Fische umweltschonend gefangen wurden und aus einem nicht überfischten Bestand stammen. Aus Sicht der Erzeugergemeinschaft der Nord- und Ostseefischer GmbH ist der Verlust dieses Zertifikats allerdings nicht nachvollziehbar. Man habe sich an alle Fangauflagen und -quoten gehalten, und immer weniger Fischereifahrzeuge würden den Seelachs befischen.

Grund für die Aberkennung liegt der Erzeugergemeinschaft zufolge in einem veränderten MSC-Standard und in neuen Modellberechnungen des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES). Dieser nimmt jedes Jahr mithilfe mathematischer Modelle eine Abschätzung der Bestandsentwicklung vor und veröffentlicht diese Ende Juni. Die Abschätzung dient dann im Dezember der EU als Grundlage für die Festlegung der Fangquoten im Folgejahr.

Von Zeit zu Zeit kontrollieren die Wissenschaftler die Berechnungsmodelle. Dies führte im Juni 2024 dazu, dass die Mindestbestandsgröße des Nordsee-Seelachses von 149.000 auf 180.000 Tonnen angehoben und die nachhaltig zu fischende Fangmenge abgesenkt wurden. Die Fangquoten 2024 waren von der EU jedoch im Dezember 2023 auf Basis der alten Werte festgelegt worden. Die Folge: Die Quote ist nun geringfügig zu hoch; der neue Zielwert wird um 0,004% überschritten.

Während die Mehrheit der Zertifizierer dies nicht zum Anlass nehmen wollte, das Siegel abzuerkennen, beharrte allein ein Zertifizierer auf eine Prüfung und setzte sich aufgrund einer zuvor vorgenommenen Standardänderung auch durch. Für die deutschen Seelachsfischer ist das nicht nachvollziehbar. Sie geben außerdem zu bedenken, dass die Fangquote aufgrund der schrumpfenden Fangflotte überhaupt nicht ausgenutzt werde. So hätte die Fischerei im vorigen Jahr 73.000 Tonnen Seelachs anlanden dürfen; tatsächlich seien es nur 51.000 Tonnen gewesen.

Auch das Angebot, freiwillig auf die empfohlene Quotenerhöhung für 2025 zu verzichten und die Zusicherung, bestimmte Quotenanteile in diesem Jahr nicht zu nutzen, hat laut der Erzeugergemeinschaft die "aktuelle katastrophale Situation" für die betroffenen Fischer nicht verhindert. Leider habe der MSC eine Richtlinie so verändert, dass alle Fischereien, auch wenn sie sauber und nachhaltig arbeiteten, das Siegel verlieren. Dies habe nichts mit Nachhaltigkeit zu tun. AgE

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