Getreidequalität bereitet Sorgen
18.06.2025Das Landvolk Niedersachsen sorgt sich um die Getreidequalität. Trotz guter Böden und angepasster Sorten fehle es den Beständen schlicht an Nährstoffen, beklagte der Verband bei der diesjährigen Presse-Erntefahrt. Er führt dies auf die Düngeverordnung zurück. Sollte diese nicht geändert werden, dürften die Bauern künftig nur noch Futterweizen ernten, so Präsident Hennies. Er forderte die Politik auf, die Düngeverordnung zu überarbeiten.
Auf wachsende Probleme bei der Getreidequalität hat das Landvolk Niedersachsen bei seiner diesjährigen Presse-Erntefahrt aufmerksam gemacht. Trotz guter Böden und angepasster Sorten fehle es den Beständen schlicht an Nährstoffen, und das aus politischen Gründen, beklagte der Landesbauernverband am Dienstag (17.6.). Die Ursache sieht das Landvolk in der Düngeverordnung. Werde diese nicht geändert, dann werde künftig nur noch Futterweizen geerntet, gab Verbandspräsident Dr. Holger Hennies zu bedenken. Und dies, obwohl Niedersachsen die guten Böden habe, auf denen Qualitätsbackweizen zur Herstellung von Lebensmitteln angebaut werden könne.
Was sich dramatisch anhöre, sei für viele Landwirte schon längst Realität, so das Landvolk. Die politisch verordnete Reduktion der Stickstoffdüngung, insbesondere in den Roten Gebieten, lasse den Proteinwert des Weizens unter die von den Mühlen geforderte Marke von 12% sinken - zu wenig für Brotweizen. Der Verband verwies beispielhaft auf einen Landwirt, der laut Düngeverordnung 20% weniger Stickstoff ausbringen müsse als seine Pflanzen benötigten. Das könne kein Boden aufholen, sodass es zu qualitativen und quantitativen Ernteeinbußen kommen werde.
Das Landvolk geht davon aus, dass viele Landwirte statt hochwertigem Qualitätsweizen lediglich Futterweizen ernten werden. Das sei ein Minusgeschäft, denn die Preisdifferenz könne bis zu 50 Euro pro Tonne betragen. Hennies kritisierte die Grundlage der Einschränkungen scharf: "Einzelne Messstellen mit fragwürdiger Aussagekraft führen dazu, dass ganze Regionen chronisch unterversorgt werden". Dies habe zur Folge, dass der durchschnittliche Proteinwert des in Niedersachsen geernteten Weizens seit Jahren unterhalb der für Backqualität geforderten Schwelle liege. "Das können wir uns nicht erlauben", warnte Hennies und forderte Bund und EU zum Handeln auf. Auch Niedersachsens Politik sollte die Änderung der Düngeverordnung unterstützend vorantreiben.
Rückendeckung bekommt der Landesbauernverband von der weiterverarbeitenden Branche. Auch die Mühlen und der Landhandel schlagen Alarm. Peter Blumenberg von der Mühle Rüningen bestätigte, dass die Qualität des Getreides seit Jahren sinke. Er beziehe mittlerweile zusätzlich Weizen aus Sachsen-Anhalt, aber auch dort nehme der Anteil an Brotgetreide ab.
Differenziertes Bild
Die Ernteschätzung des Landvolks zeigt ein differenziertes Bild. Beim Winterweizen rechnet der Verband mit einer durchschnittlichen Ernte, da die Bestände "ordentlich aussehen" und nur wenig Trockenschäden zu erwarten sind. Bei der Wintergerste gebe es hingegen auf schwachen Standorten deutliche Trockenschäden, was zu einer frühen Abreife und unterdurchschnittlichen Erträgen führen dürfte. Auf besseren Böden werde allerdings eine durchschnittliche Ernte erwartet.
Triticale und Roggen haben dem Verband zufolge die Trockenheit gut überstanden; hier sei sogar mit leicht überdurchschnittlichen Erträgen zu rechnen. Der Raps zeige große regionale Unterschiede, von schwacher Schotenausbildung und Trockenschäden bis hin zu gut entwickelten Beständen. Insgesamt werde aber eine durchschnittliche Rapsernte erwartet. AgE